© Santiago Engelhardt
Aus Anlass der Neugründung der Bühne Aarau wirft der Berliner Soziologe und Publizist Mathias Greffrath in seinem Festvortrag einen Blick auf das Wesen des Theaters im 21. Jahrhundert. Die Herausforderungen unserer Zeit betreffen die Bühnenkunst in ihrem Kern.
1784 hielt Friedrich Schiller seine berühmte Rede über die Aufgabe des Theaters. In «Die Schaubühne als moralische Anstalt betrachtet» betonte er die sittliche Wirkung und den erzieherischen Effekt auf das Publikum. Er proklamierte die Bühne als aufklärerischen Ort, an dem ein bürgerliches Publikum seine Wertmassstäbe und Interessen gespiegelt findet.
Beinahe 250 Jahre später stellt sich die Frage nach dem Wesen des Theaters neu: Zum einen steht das Theater vor der Aufgabe, für ein kulturell ausdifferenziertes Publikum zu spielen. Zum anderen ist das Feld der sozialen, moralischen und seelischen Konflikte, die seit Beginn des Theaters den Stoff des Spielens bilden, durch die Globalisierung ins Unüberschaubare entgrenzt: Das veränderte Verhältnis von Mensch und Natur, die Überlagerung seelischer Vorgänge durch die digitalen Medien und die Neubestimmung menschlicher Arbeit bestimmen unsere alltägliche Lebenswelt.
Mathias Greffrath wirft in seinem Vortrag die Frage auf, vor welchen Aufgaben und Möglichkeiten das Theater steht – in einer Epoche, in der Individuen und Gemeinschaften ihr Denken, Fühlen und Handeln überprüfen müssen, wenn wir die Zukunft als eine menschliche gestalten wollen. Greffrath ist als Redaktor und freier Autor u. a. beim Sender Freies Berlin, bei der ZeIT, GeO, Theater heute, der taz und ARd-Hörfunkanstalten tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit den sozialen und kulturellen Auswirkungen von Globalisierung und Klimawandel.
Für die musikalische Umrahmung sorgt die Aargauer Jazzsängerin Cinzia Catania.
Mit: Mathias Greffrath.
Musik: Cinzia Catania.
1 Std. 30 Min.
Deutsch
ab 15 Jahren
Nicht nummeriert
Tuchlaube Saal
September 2020
© Santiago Engelhardt